Das zu den Baculoviren zählende Apfelwickler-Granulovirus wurde 1964 im Norden Mexikos entdeckt und erwies sich als äußerst wirksam bei der Kontrolle des Apfelwicklers. Neben seiner hervorragenden Wirksamkeit ist es absolut selektiv und nützlingsschonend. Seit 1992 sind in Deutschland CpGV-Präparate zugelassen und werden mit großem Erfolg im Ökologischen Anbau eingesetzt. Inzwischen ist CpGV auch in der Integrierten Produktion ein unverzichtbarer Baustein in der Apfelwicklerkontrolle.
Während CpGV- Präparate im Integrierten Anbau in Kombination mit chemisch-synthetischen Insektiziden in erster Linie zur nachhaltigen Kontrolle von Apfelwicklerpopulationen eingesetzt werden, sind sie im Ökologischen Obstbau zusammen mit der Verwirrungstechnik die einzige Möglichkeit der Befallskontrolle.
Die Viren werden wie herkömmliche Insektizide mit der praxisüblichen
Spritztechnik in der Obstanlage ausgebracht. Um den Fraßschaden minimal
zu halten, sollte der Zeitpunkt der Spritzung möglichst vor dem Eindringen
der Larven in die Frucht erfolgen, damit sie noch ausreichend Viruspartikel
aufnehmen können. Zwar können die Larven auch noch im Apfel sterben,
doch hat deren Kontrolle nur noch eine Auswirkung auf die Reduktion der
Apfelwicklerpopulation aber nicht mehr auf den Fraßschaden. Das CpGV
wird unter Einwirkung von UV-Strahlung relativ rasch inaktiviert. Daher
ist es notwendig, die Spritzungen mit den Viren in Abständen von 8-10
Tagen zu wiederholen.
Vermehrungszyklus des Apfelwickler-Granulovirus: Die vom Einschlusskörper
umhüllten Viruspartikel werden von der Larve beim Fraß aufgenommen.
Die Einschlusskörper lösen sich unter den alkalischen Bedingungen
(hoher pH-Wert!) des Mitteldarms auf (Lyse) und setzen die infektiösen
Viruspartikel frei. Diese überwinden die peritrophe Membran (PM) und
binden an die Microvilli der Mitteldarmzellen. Die Viruspartikel werden
zum Zellkern transportiert, wo es zu einer ersten Vermehrung kommt (Primärinfektion).
Aus dieser Primärinfektion gehen neue, nicht eingeschlossene Viren
(budded virus, BV) hervor, die sich mit der Zellmembran der infizierten
Wirtszelle umgeben. Dadurch sind sie für die Immunabwehr des Wirtes
nicht erkennbar. Die nicht eingeschlossenen Viren (BV) verursachen Sekundärinfektionen
in anderen Zelltypen, z. B. Blutzellen, Fettkörperzellen, usw. Erst
gegen Ende des Vermehrungszyklus werden wieder Einschlusskörper gebildet.
Die infizierte Larve stirbt nach 5-8 Tagen. Die Larvenkadaver zerfließen
häufig und setzen neue Viren frei.